Wie wir den Tsunami 2004 in Thailand erlebten

     
  Die Flutkatastrophe am 26. Dezember 2004 in Südostasien, bei der wahrscheinlich 300.000 Menschen ihr Leben verloren, wie wir sie in Ban Kamala, auf unserer Urlaubsinsel Phuket, in Thailand erlebten oder besser ueberlebten
 
     
  Hier sehen sie ein Landkarte der Insel Phuket und farblich markiert die Schaeden welcher der Tsunami angerichtet hat  
     
  rot = sehr starke Zerstoerung, orange = mittlere Schaeden, gruen = wenig bis keine Schaeden  
     
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  Als der Tsunami über Phuket hereinbrach waren wir, mit einem weiteren Ehepaar, bei einem Tagesausflug in relativ "geschuetztem" Gewaesser, ca. 20 km oestlich von Phuket entfernt auf den Kai Inseln (siehe unser Ausflugsziel auf der Karte unten). Eigentlich sollte der Ausflug schon eine Woche vorher sein, aber unserer "Abholer" zur Tour vergass uns. Selbst von der Reiseleitung die uns beim Buchen der "Robinsontour" abriet, da sie zu langweilig sei, liessen wir uns von unserem Vorhaben nicht abbringen (was sich im nachhinein als gluecklicher Umstand herausstellen sollte).  
   
     
  Gegen halb 9 Uhr Morgens wurden wir von einem Minibus in Ban Kamala an unserem Hotel Kamala Beach Hotel & Resort, welches direkt am traumhaften Kamala Strand liegt, abgeholt. Da sich für diese Tour nur wir und ein weiteres Ehepaar, auch aus unserem Hotel, angemeldet hatten fuhren wir direkt zur Phuket Boat Lagoon, wo unser Tagesführer (Ekachai Choochuay) uns schon in einem kleinen Buero am Hafen erwartete. Nach einer kleinen Begruessung erklaerte er kurz den Ablauf des Tages, nebenbei erwähnte er das an diesem Morgen, so ca. um 8 Uhr ein Erdbeben gewesen waere. Da wir selbst gar nichts bemerkt hatten und da es offensichtlich ja nicht so stark war, dachten sich keiner etwas dabei, zumal ja selbst bei uns Zuhause im Rheingraben ab und zu die Erde bebt.  
     
  Nach einem kurzen Zwischenstopp an einer kleinen Insel, um unseren Tagesproviant zu fassen, fuhren wir weiter mit unserem Speedboot zu den Kai Inseln. Dort angekommen fanden wir ein kleines, traumhaftes Inselchen vor das gerade zu einlud, um den ganzen Tag faul am Strand zu liegen oder zu schnorcheln. Ausser uns befanden sich auch noch einige andere, hauptsaechlich japanische Urlauber auf der Insel.  
     
  Als ich gerade vom Schnorcheln zurück an den Strand kam und mich zu meiner Ehefrau gesellte um zu fragen ob sie nicht auch mit ins Meer wollte, bemerkte unser Fuehrer das der Meeresspiegel ungewoehnlich schnell abfiel, aber nicht soviel das sich jemand von uns Sorgen machte. Selbst als einige Minuten spaeter das Wasser ein wenig hoeher stieg als es eigentlich normal war dachten wir immer noch an ein "tolles Schauspiel" der Natur. Dieses kleine "Auf und Ab" des Meeresspiegels wiederholte sich noch ein paar mal. Uns fiel nur die aufkommende Hektik und Unruhe der Japanischen Truppe auf, eine Reiseleiterin der Japaner stand am Strand und rief mit einer Trillerpfeife auf einmal alle ihre Leute aus dem Wasser. Aber auch das erklaerten wir uns mit dem anlegen eines weiteren Speedbootes, das gerade rueckwaerts Richtung Strand trieb. Doch kurz darauf ging es los.  
     
 
 
     
  Im Nachhinein wurde uns klar das dieses Verhalten der Japanischen Urlauber auf ein besseres Wissen beruhte. In Japan sind Tsunamis zwar auch nicht unbedingt alltaeglich aber sie kommen doch haeufiger vor. Die Vorwarnzeichen einer drohenden Tsunamiwelle werden den Kindern schon im Schulunterricht erklaert und sie dadurch sensibilisiert mehr auf Zeichen der Natur zu achten.  
     
  Vorwarnzeichen wie: der sich mehrmals in schneller Folge hebende und senkende Meeresspiegel, dann das extreme zurueckweichen des Wassers, oft um mehrere hundert Meter, aber auch das Wissen das es nie nur eine Welle ist.  
     
  Da wir uns nach unserem Erlebten sehr intensiv mit dem Thema befasst haben behaupte ich das sehr viele Menschen nicht haetten sterben muessen. Menschen die erstaunt und neugierig dem vermeintlich zurueckweichenden Meer sogar noch folgten weil sie einfach nicht wussten was da geschieht. Vielen haette es das Ueberleben gesichert wenn sie nur wenige Meter ihren Standort veraendert haetten. Zeit waere gewesen.  
     
 
 
     
  Zuerst schwappte eine kleinere Welle von einer Seite des Strandes ueber unsere Fuesse. Angst oder sogar Panik war in diesem Moment noch immer ein Fremdwort, im Gegenteil, wir versuchten noch den Thais die Holzliegestuehle zu retten da diese drohten davon zu treiben. In Sekunden wurde jedoch die Flut hoeher und reissender. Der vermeintlich gut gemeinte Versuch materielle Dinge retten zu wollen wurde nun fuer uns zur beinahe toedlichen Falle. Von ueberall trieb es Sonnenschirme und Liegestuehle auf uns zu und schoben uns immer weiter in Richtung Meer, die Stoffbespannung der Stuehle wirkte im Wasser wie ein Segel. Mit letzter Kraft konnten wir uns am Strand bis zur Abebnung der Welle halten, worauf ich endlich die vielen Liegestuehle an meinen Beinen los wurde und meine Frau, die ein wenig weiter am Meer stand, gerade noch an der Hand zu fassen bekam. Sie selbst, am Ende ihrer Kraft, hatte mit dem Leben schon abgeschlossen und wollte sich der Flut "ergeben".  
     
  Knapp ueberlebt und wieder in "Sicherheit", etwas erhoeht am Strand, fiel uns auf das die Frau des anderen Ehepaares alleine am Strand hin und her lief. Ihr Mann war weg, auch unser Fuehrer Ek war nicht zu sehen.  
     
  Nach langen Minuten der Ungewissheit tauchte Ek auf einem Boot auf und schilderte das er einem Kind und dessen Vater zu Hilfe kam die durch die Flut ins Meer gerissen wurden. Endlich nach mehr als 10 Minuten bangen Wartens sahen wir auch den letzten von unserer kleinen Gruppe vermissten. Mit letzter Kraft, nachdem auch er ins Meer gezogen wurde, konnte er sich an einem Vorgelagertem Felsen festhalten und daran hochziehen. Im Augenblick der Erleichterung schlug das Meer abermals zu und überspülte mit reisender Kraft nun den kompletten Strand, nur durch panische Flucht auf einen Huegel gelang es uns zu ueberleben.  
     
   
     
  unsere "Robinsoninsel" nach dem Tsunami  
     
  Mehrmals wogte die See noch um unser Inselchen, erst nach etwa 1 Stunde war es den Booten moeglich, unter großem Risiko, die Urlauber von der Insel zu holen, ein Risiko das wir aber in Kauf nahmen da niemand wusste ob noch groessere Wellen kommen und dann haette es auch den Huegel ueberspuelt auf dem wir Zuflucht fanden.  
     
  Zurueck im Hafen, kamen nur spaerliche Nachrichten zu uns durch, erst nach mehreren Stunden des Wartens war klar, dass unser Hotel nicht zu erreichen waere, das ganze Gebiet war abgesperrt.  
     
  Das Ausmass der Katastrophe war aber keineswegs bekannt, wir dachten das vielleicht die Strasse die an einigen Stellen Nahe am Meer verlaeuft nicht befahrbar sei. Da wir nun weder in dem Buero des Veranstalters bleiben konnten noch in unser Hotel, nahm sich unser Tagesfuehrer Ek uns 4 Leuten an. Eigentlich war sein Job ja erledigt, da er aber nach einem Telefonanruf erfuhr das weder seiner Familie noch seiner Wohnung etwas passiert war, stand fuer ihn ausser Frage das er uns weiter betreuen wollte.  
     
  Als erstens kuemmerte er sich um unsere groesseren und kleineren Verletzungen die wir beim Kampf mit den Liegestuehlen erlitten hatten, teils durch Erste Hilfe Massnahmen aber auch durch eine Fahrt ins Phuket International Hospital. Meine Ehefrau hatte sich boese den Fuss verstaucht und musste geroentgt werden.  
     
  Die Bilder die sich im Krankenhaus abgespielt haben möchte ich nicht naeher schildern da sich jeder vorstellen kann was da los war - nur soviel. Was wir sahen war trotz dem Chaos, eine sehr gut funktionierender Ablauf der Einlieferung und Versorgung der Patienten, die im Sekundentakt zum Krankenhaus mit Taxi, Pickup, Privatauto oder mit dem Moped gebracht wurden.  
     
  Nach der aerztlichen Versorgung fuhren wir dann weiter zu der Schwester von Ek die eine kleine Bungalowanlage im geschuetzten Sueden von Phuket betreibt. Obwohl wir kein Geld hatten (dem anderen Ehepaar waren nur die Badesachen geblieben) und nicht wussten ob wir ueberhaupt an unsere Sachen im Hotel je wieder dran kommen, war es für die Besitzerin Susi ganz klar das sie uns sofort 2 Bungalows zur Verfuegung stellte. Geld meinte sie ist jetzt nicht wichtig. Selbst für das tolle Abendessen wollte sie nichts.  
     
   
     
  Ihr Lokal musste sie zwischenzeitlich leider aufgeben  
     
  Erst am folgenden Tag gegen Mittag bekamen wir Nachricht das wir unsere Sachen aus dem Hotel holen konnten. Ek, der sich extra für uns einen Jeep gemietet hat (sonst reicht ihm ein Moped) fuhr die ganze Westkueste, von der Nai Harn Beach bis zu unserem Hotel mit uns ab. Er wollte auch selbst schauen was überhaupt genau passiert war, noch immer waren die Informationen die zu uns durchdrangen ja sehr spaerlich. Im nachhinein betrachtet waere es vielleicht besser gewesen auf direktem Weg zum Hotel zu fahren, so manche schlaflose Stunde waere uns erspart geblieben haetten wir diese Bilder nicht als Erinnerung mit nach Hause genommen.  
     
  In Ban Kamala am Hotel angekommen bot sich uns ein Bild der Zerstoerung, der ganze Ort Kamala ein Truemmerfeld wie nach einem Krieg. Selbst die Hauptstrasse, die mindestens 300m von Strand entfernt liegt, wurde von den Wellen weit ueberspuelt. Der Marktplatz ein Ort an dem sich Truemmer und angespuelte Autos haeuften. Alle kleinen Lokale und Geschaefte direkt am Strand einfach weg - nichts mehr davon da. Mit flauem Gefuehl im Magen fuhren wir weiter zum Hotel, dort das gleiche. Die Wucht der Wellen die hier zuschlugen liessen sich fuer uns nur erahnen als wir am ehemaligen Parkplatz standen, wo nun ein 2 Meter tiefes Loch klaffte wo vorher eine stabile Teerdecke mit einigen Autos drauf war. Autos die nun im 1. Stockwerk unseres Hotels auf dem Balkon hingen. Abermals hatten wir sehr viel Glueck, da wir unser Zimmer im oberen Stockwerk hatten, alle Sachen waren noch da und unbeschaedigt, so hoch konnte der Tsunami nichts anrichten.  
     
   
     
  unser Hotel 3 Tage nach dem Tsunami  
     
  Ekachai Choochuay und seine Familie kuemmerte sich die ganze Zeit ruehrend um uns und nahm uns jegliche "Lauferei" ab, da wir weder wussten wo unsere Reiseleitung abgeblieben ist, wie wir Verbindung mit zustaendigen Leuten aufnehmen koennen, noch wie es weiter geht.  
     
  Am Abend des 28. Dezember flogen wir wieder zurueck nach Deutschland.  
     
 
 
     
  Nun noch einige Worte zu den zweigeteilten Meinungen der und ueber die Urlauber, die nach der Katastrophe noch an den betroffenen Urlaubsorten geblieben sind. In einigen Berichten sah man Urlauber die sich freuten das nun alles so billig geworden ist ("Thai-Maedchen"), und das sie gar nicht verstehen was den nun alle wollen, sie haben für den Urlaub bezahlt und moechten nun auch Urlaub machen, usw....  
     
  Auch wir haben live gesehen wie Urlauber in unmittelbarer Nähe zerstoerter Haeuser und toten Menschen, keine 24 Stunden nach dem Tsunami und keine 100m daneben, in ihrer nicht zerstoerten Hotelanlage Golf spielten, auch hoerten wir die Sprueche: "Die Thais bekommen doch gar nichts auf die Reihe, die sollen machen und den Strand aufraeumen", "die haben keine Organisation" usw. usw. usw.  
     
  Ob jemand noch geblieben ist, sofern er in einer unzerstoerten Anlage war oder nicht ist jedem seine private Sache, immerhin leben die Thais ja von dem Geld, aber diese dummen Sprueche waren mehr als unpassend, wenn ich schon bleibe verhalte ich mich wenigstens angepasst und ein wenig respektvoll. Dumme und haltlose Vorwuerfe und unangepasstes Verhalten bestaetigen aber nur den Ruf den die "lieben" Urlauber, egal ob aus Deutschland oder der Schweiz oder..... geniessen. Es sollten sich alle einmal ueberlegen was in den Laendern geschehen ist und wie viele der Einheimischen teils persoenlich betroffen waren. Viele haben Angehoerige unter den Opfern zu beklagen. Wir zumindest haben nur die Besten Erfahrungen mit den Thais vor und nach der Katastrophe gemacht.  
     
  An dieser Stelle ein herzliches Dankeschoen an alles Thais die Freundlichkeit nicht nur spielen wie es in anderen Urlaubslaendern oft ueblich ist, sondern wirklich so sind.  
     
  Um uns wenigstens ein wenig für das herzliche Verhalten der Thailaender zu bedanken hatten wir eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Der Erloes kam der Grundschule in unserem Urlaubsort zugute.  
     
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Wie wir den Tsunami erlebten
   
Unser Urlaubshotel
(war in zahlreichen Filmberichten zu sehen)
   
Bilder von Ban Kamala nach dem Tsunami
   
Ziel unserer Spendenaktion
   
Spendenaufruf beim Auktionshaus Ebay
   
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die Presse berichtete über unsere Aktion
   
die Spendenübergabe
   
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Benefiz DVD 1. Auflage
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